edition TEXT 2
William Faulkner
Mississippi

Reproduktion des Originaltyposkripts von Faulkners Schlüsseltext, erstmals übersetzt und mit begleitenden Materialien herausgegeben von Roland Reuß und Peter Staengle 128 Seiten, Abb.

Yoknapatawpha County

Faulkners Karte von Yoknapatawpha County

William Faulkners im April 1954 in der Zeitschrift »Holiday« erschienener Essay »Mississippi«, auszugsweise eingearbeitet in den Sammelband der Jagdgeschichten »Big Woods« (1955), faßt das »Yoknapatawpha County« (2400 Quadratmeilen, 6298 Weiße, 9313 Schwarze) in einer realistisch-imaginativen Prosaetüde. Als autobiographischer Schlüsseltext wie auch als poetologischer Selbstkommentar nimmt er eine kaum zu überschätzende Rolle in Faulkners Werk ein. Während aber der Text etwa in Frankreich schon früh durch eine Übersetzung in den »Temps modernes« seine Leser gefunden hat, ist er dem deutschsprachigen Publikum bisher vorenthalten worden.

Der von Roland Reuß und Peter Staengle erarbeitete Band holt dieses Versäumnis nach und bringt »Mississippi« in deutscher Erstübersetzung. Und darüber hinaus umfaßt er, eine Premiere auch dies, die vollständige Faksimilewiedergabe des in amerikanischem Universitätsbesitz aufbewahrten Originaltyposkripts mit Überarbeitungen von Faulkners Hand sowie die Edition weiteren autographischen Materials.

Die zweisprachige Ausgabe bietet Faksimiles und deutsche Übertragung auf synoptisch korrespondierenden Seiten. Für den wissenschaftlichen Gebrauch erschließt sie so das Studium sämtlicher überlieferten Textzeugen und eröffnet zugleich dem literarisch interessierten Leser die Möglichkeit, eigene Erfahrungen am amerikanischen Original mit der Übersetzung produktiv zu konfrontieren.

 

Übersetzungsprobe vom Anfang des Textes

Mississippi beginnt in der Lobby eines Hotels in Memphis, Tennessee, und erstreckt sich nach Süden bis zum Golf von Mexiko. Es ist gesprenkelt mit kleinen Städten, alle konzentrisch um die Geister der Pferde und Maultiere, die einst an dem Gatter angebunden waren, welches das Gerichtsgebäude des jeweiligen Countys umschloß, und man könnte fast von ihm sagen, daß es nur die beiden Himmelsrichtungen Norden und Süden habe, weil es ja bis vor wenigen Jahren unmöglich war, darin nach Osten oder Westen zu reisen, außer man ging zu Fuß oder ritt mit einem der Pferde oder Maultiere; selbst noch im frühen Mannesalter des Jungen mußte man, um mit der Bahn benachbarte Kreisstädte dreißig Meilen östlich oder westlich zu erreichen, neunzig Meilen in drei verschiedene Richtungen auf drei verschiedenen Bahnlinien reisen.

Im Anfang war es jungfräulich – nach Westen, entlang des Big River, die Sümpfe des Schwemmlands, durchzogen von schwarzen, fast regungslosen Bayous und undurchdringlich, mit Schilfrohr und Bockwein und Zypresse und Esche und Eiche und Amberbaum; nach Osten, die Hartholzwälder und die Prärien, wo die Appalachen ausliefen und der Büffel graste; nach Süden, die unfruchtbaren Kieferngebiete und die flechtenbehangenen Lebenseichen und, eher Wasser denn Erde und mit Alligatoren und Wasserschlangen auf der Lauer, die großen Sümpfe, wo Louisiana zu seiner Zeit beginnen würde.

 

Inhalt

William Faulkner
»Mississippi«. Faksimile des Typoskripts und Übersetzung  6-85

Karte von Mississippi  86

Anmerkungen zu »Mississippi«  87-91

»A pond sadly reflects the tall columns of the once-proud,  five storied-mansion of Windsor, near Alcorn. Built in 1861, it burned in 1900.«  93

Roland Reuß
»Ten feet away«.
Notizen zu Faulkners »Mississippi«-Text  95-102

»Strolling across Courthouse Square in William Faulkner’s beloved Oxford is ›Uncle Ike‹ Roberts, old friend and hunting crony of author.«  103

»Resting from his labors, a Negro prisoner in striped pants  sits under a Confederate monument in front of the Washington County Courthouse.«  104

Zu dieser Ausgabe   105-110

»Crossroad store, with its faded signs, its tin awning and its single gasoline pump, slumbers under the hot noonday sun near Bentonia.«  111

»The annual Natchez Pilgrimage is marked by crinolines, receptions and beautiful women like Mrs. William Barton Swinny of Elms Court.«  112

Fragmente zu »Mississippi« auf der Rückseite des Typoskripts »Story Line on Old Man«  113-121

»Absolutely everyone goes fishing in Mississippi. Here a lady, accomplished by her Negro servant, angles for bream on a still, tree-hung pond.«  122

Appendix. Ein Manuskriptblatt aus dem Umkreis von »Mississippi«   123-125

»A shadowy fragment of life between the land and sunset sky, a cabin rises from a cottonfield between the Yalobusha and Tallahatchie Rivers.«  127