Briefwechsel

69.

Teplitz, den 1. Juli 1807.

Der beiliegende Brief war schon geschrieben, als die Nachrichten von Buol und die Berliner Zeitungen hier ankamen. Ich danke Ihnen,daß Sie uns noch einige Tage lang, auf eine vernünftige Weise (die ich selbst après coup nicht verdammen darf), im Felde der Hoffnungen herumirren ließen. Jetzt ist nun alles entschieden, todt und ab! Die Berliner Zeitungen haben sich für das ein paar Tage hindurch beobachtete Stillschweigen furchtbar gerächt. – Hätte man 14 Tage nach der Schlacht bei Eylau Frieden gemacht – wie ich rieth, bat, flehte, schrie &c. – so ging Rußland mit Ehren aus der Sache; der Krieg war nicht rein ausgespielt, nur suspendirt; viele Hoffnungen auf einen bessern blieben uns. Jetzt hat man thörichter Weise das Spiel bis auf die Hefen verfolgt, nicht nur alle Ressourcen der Gegenwart, auch die meisten der Zukunft aufgefressen, und jenes wohlthätige Helldunkel, welches noch in der öffentlichn Meinung über der Streitfähigkeit Rußlands schwebte, gewaltsam verwischt. Kein Mensch wird nun auf Rußland mehr hören. Und wenn die Stunde kommen wird, wo Oesterreich seinen letzten Akt bestehen soll, wird man (und das mit Recht) die russische Macht kaum als das Gegengewicht der bayerischen betrachten.

Es konnte nicht anders kommen. Die jetzige Katastrophe ist die schrecklichste von allen, weil sie in einem gewissen Sinn die letzte ist, und doch hat mich nie eine weniger erschüttert. Seit drei Monaten trug ich sie, als unvermeidlich, in meinen Gedanken herum, und mir ist, als ob ich alle diese Neuigkeiten schon vor langer Zeit gehört und verdaut hätte.

Mehr kann ich nicht schreiben. Ueber andere Gegenstände mag ich heute nicht sprechen, und über diesen weiß ich nichts mehr zu sagen. Gott sey mit Ihnen!

G. <107:>