Briefwechsel

99.

Teplitz, 12. Juli 1808.

Ich hoffe, vor dem heutigen Abend noch eine interessante Sendung von Ihnen zu erhalten.

Ihr letzter Brief hat mich, obgleich er kein Wort von politischen Neuigkeiten enthielt, doch sehr ergötzt. Nach diesem bin ich recht neugierig, zu erfahren, wie meine Bemerkungen über Ihr Projekt auf Sie gewirkt haben werden, und ob auch dießmal meine Opposition Sie nur aufs Neue stacheln wird.

Ihre Wettterprophezeihungen sind doch nicht allemal Evangelia. Sie drohten mit einem schrecklichen Sommer, und einen so göttlichen Monat Juli hat man wohl lange nicht gesehen. Wie sprechen, wie sich von selbst versteht, täglich von Ihnen, und freuen uns über das Gefühl von Sicherheit, das Sie nun seit 8 Tagen ununterbrochen genossen haben müssen. – Vergangenen Montag – wo Sie den bewußten Blitz sahen – war hier zwar Regen, aber auch nicht die leiseste Spur von Gewitter.

Es wird Sie wundern, wenn ich Ihnen sage, daß auch bis jetzt der Dicke noch keine Anwandlung von Unmuth, noch keinen trüben Augenblick gehabt hat. Wir disputiren sehr oft, aber stets im friedlichsten Charakter, und gemeiniglich endigen unsere Discussionen mit Scherz und Lachen. <150:> B. findet, ich weiß selbst nicht warum, in und an mir so viel komischen Stoff, daß er mich fast nicht ansehen kann, ohne zu lachen. Ich räche mich, indem ich ihn zehnmal am Tage „den verruchtesten aller Sünder“ nenne. Morgen gehen wir nach Carlsbad.

Gentz.