Briefwechsel

136.

Paris, den 7. August.

Für die Zeitungsverwirrung kann ich nichts; indeß zeigt sich nunmehr, daß ich einige Blätter auf Ihre Kosten bestellen muß, wenn Sie selbige überhaupt empfangen sollen. Ich habe daher auf Journal de Paris, des Débats, Gazette de France und Quotidienne für Sie bei Pellisier abonnirt. – In Folge der über die Person Bonapartes abgeschlossenen Convention geht Stürmer als österreichischer Commissär nach St. Helena. Uebrigens geht nichts neues vor, außer den täglichen Störungen der Spaziergänger in den Tuilerien durch den Ruf vive l’Empereur, Schlägereien und Aufläufen an der Seine, daß die Preußen Kanonen zusammenfahren müssen. Wie ich mich von hier weg sehne, würde ich vergeblich Ihnen deutlich zu machen suchen. Zurückgezogener habe ich selbst in Tyrol nicht gelebt. Reinhard und Say sind die einzigen Personen, mit denen ich hier lebe. Der letztere ist höchst liebenswürdig und gut, der angenehmste Streiter über wissenschaftliche Gegenstände, den es geben kann.

Die Scene vom gestrigen Abend in den Tuilerien verhält sich so, wie sie im Journal des Débats beschrieben ist. Da so vieles geschieht, <206:>um den armen König zu ängstigen, so ist dieß ganz in der Ordnung, ebenso wie die Impunität der ganzen Sache. Die Veranlassung ist meistentheils Fouché selbst; andere Canaille stimmt de bonne foi mit ein. Indeß da denn doch die Garde du corps gestern wirklich eingehauen hat, und man in den Journalen deutliche Vorwürfe den Polizeibehörden zu machen anfängt, so wird es nunmehr wahrscheinlich unterbleiben. Zunächst scheint die Hauptfrage, wer den andern stürzen wird, Fouché den Talleyrand oder umgekehrt. Von beiden Seiten ist man außerordentlich thätig.

Eben war Pelissier hier auf der Kanzel, und sagt mir, daß Floret die vier Journale auf den St. Vincent girirt haben. Ich bedaure also, daß ich Ihnen die Ausgabe nicht ersparen kann. Alle wichtigen Broschüren werden Sie von nun an regelmäßiger erhalten, da ich Pelissier aufgefordert habe, mir das Beste unmittelbar zur Durchsicht zu schicken. Da mein Schicksal noch immer schwebt, so kann ich immer die Zeit meiner Abreise von hier nicht bestimmen. Adieu, mein verehrtester Freund!

A. Müller.