Briefwechsel

139.

Senlis, den 14. August 1815, Abends um 10 Uhr.

So eben bin ich hier wohlbehalten angelangt, mein theurer Freund, und muß nun sofort Ihre Güte in Anspruch nehmen. Sie begreifen, wie peinlich es mir seyn würde, in Paris hinein zu fahren, ohne vorher zu wissen, wohin ich mich wenden soll. Sie begreifen ferner, von wie mannigfaltiger und unendlicher Wichtigkeit es für mich ist, ein paar Stunden mit Ihnen zu sprechen, ehe ich Paris betrete, um mich doch einigermaßen zu orientiren.

Dazu gibt es nun kein anderes Mittel, als daß Sie mir entgegen kommen.

Ich bleibe über Nacht in diesem Orte, und sende mit diesem Schreiben meinen Valet de Chambre Cuisinier, Herrn Bastien, voraus. Es ist alles so berechnet, daß er Ihnen selbiges zwischen sechs und sieben Uhr einhändigen muß.

Ich werde von hier um acht Uhr abfahren. Wenn Sie Ihrer Seits das Nämliche thun, so begegnen wir uns auf der zweiten Post, in Louvres. Sie müssen aber sehr pünktlich seyn; denn es wäre grausam, wenn ich dort lange vergeblich warten müßte.

Ehe Sie abfahren, bitte ich Sie, Bastien, der in Begleitung meines Premier Sécrétaire, des Herrn Karl Leiden, kömmt, in die mir – wie ich hoffe – bestellte Wohnung zu installiren.

Sin aliquem infandum casum fortuna minetur – wenn Sie etwa nicht kommen könnten – so hat Bastien den Auftrag, nach Louvres zurückzukehren, damit ich dort in jedem Fall erfahre, was ich weiter zu thun habe. Ich weiß aber, daß, wofern nur nicht ein ganz ungeheures Hinderniß vorwaltet, Sie meine Hoffnung gewiß nicht zu Schanden werden lassen, und erwarte Sie demnach mit unaussprechlicher Sehnsucht.

Gentz.