Briefwechsel

226.

Theuerster Freund!

Heute schreibe ich nur, um den Empfang Ihres milden und gütigen Schreibens mit innigem Dank zu bestätigen. Sie haben ein gutes Werk damit gethan, und für die Genugthuung, die der Dienst nicht gewährt, begnüge ich mich mit der Genugthuung, ein neues Zeichen der Freundschaft zu haben, auf die ich je länger, je mehr unter allen irdischen Verbindungen den höchsten Werth lege. Auch Thielmanns Tod hatte mich sehr affizirt, und da die leisesten Wünsche Verstorbener einen Werth haben, so acquittire ich mich hier durch folgende Anekdote eines vergessenen Auftrags von Thielmann, der vor nicht langer Zeit bei mir war. Er wünschte nämlich, daß der Fürst erfahre: der König von England habe ihn 1821 auf der Rückkehr von Hannover, als er in Koblenz bei ihm speiste, unterm Aufhorchen der ganzen anwesenden Generalität und <386:> Beamten gefragt: Connaissez vous le prince Metternich? Und auf die Bejahung: C’est un homme charmant! C’est un charme que de négocier avec lui! – et comme il sait poser et arranger les affaires! – Thielmann wünschte, das es der Fürst erfahre.

Noch empfehle ich Ihnen unsern Carlowitz, der, wie Sie wissen, in großen und gerechten Gnaden beim Könige ist, der das Commando in Magdeburg mit unerhörtem Erfolge geführt hat, dessen Wahl für Mainz die glücklichste ist, und der zu einem ganz sichern und probaten Menschen geworden ist. Ich habe ihn in der letzten Zeit viel gesehen, immer hat er gewünscht, Sie möchten ihn zu den alten Freunden rechnen, welche die neuen nicht ersetzen können. Er ist, wie immer, Ihr rechtschaffener Verehrer.

Leben Sie wohl, und reichlich belohnt für die Freude, die Sie mir gemacht haben.

Ihr

Leipzig, den 28. Oktober 1824.

Adam Müller. <387:>