Briefwechsel

231.

Den 22. Januar 1828.

Hülsemann hat mir den beiliegenden Artikel (von Buchholz) zur Revision übersendet. Ich wünschte Ihre Meinung darüber zu vernehmen. Ein Theil der Vorwürfe, die man der Schreibart des Verfassers oft gemacht hat, trifft freilich auch diese Arbeit, und es ist zu bedauern, daß er einige seiner besten Gedanken, anstatt sie mit Klarheit und Würde herauszusagen, in ängstlich abgezirkelte, oft nicht recht verständliche Wortstellungen gehüllt hat. Im Ganzen aber gereicht dieser Aufsatz seinen Einsichten und seinem Scharfsinn zu großer Ehre. <394:>

An verschiedenen Stellen scheint mir der Gesichtspunkt des Rechts, der doch immer voran stehen müßte, durch die philosophirende Politik etwas zu sehr verdrängt zu seyn. Dieß ist besonders im Abschnitt über die Pacification, als solche, der Fall. Was hier über die Unmöglichkeit einer vollständigen Vereinigung der großen Mächte gesagt wird, ist äußerst sinnreich und wahr. Aber nicht genugsam wird darauf bestanden, daß es, selbst im Fall einer solchen Vereinigung aller Mächte, noch immer sehr problematisch bliebe, ob ihnen das Recht zustände, den Zweck ihrer Vereinigung durch Zwangsmaßregeln und offene Gewalt zu erzielen.

Der Ideengang in diesem Artikel ist so gut, daß ich unendlich bedaure, daß er nicht in einer freiern, gewandtern, muthigern Feder zu Theil wurde. Wenn ich denselben so gefaßt und niedergeschrieben hätte, so würde ich ihn jetzt Ihrer unbeschränkten Redaction überliefern, und dann könnten wir uns vor allen Parteien und vor allen Völkern der Erde damit zeigen. So wie er jetzt lautet, kann er nur einigen wenigen aufgeklärten Gelehrten gefallen.

Gentz.

Vielleicht können Sie doch noch Manches daran bessern. Sie sind, wie ich glaube, mit B. in so freundschaftlichen Verhältnissen, daß er es Ihnen nicht übel nehmen würde, und wahrlich, es wäre der Mühe werth, denn im Grunde ist noch nichts so Treffendes über den infamen Tripeltraktat geschrieben worden.