BKA-Brandenburger Kleist-Ausgabe Start Übersicht Suchen Kontakt Andere interessante Websites Institut für Textkritik e. V.

[ DOKUMENTE UND ZEUGNISSE ]

[ ]


B

Jakob Baxa (Hrsg.), Adam Müllers Lebenszeugnisse, 2 Bde. (München, Paderborn, Wien: Schöningh 1966), Bd. 1, 428f.

Adam Müller an Karl August Böttiger, Dresden, Juli 1808

Ich nehme mir die Freyheit bey Ew. Wohlgebohren gehorsamst anzufragen, ob und wann Sie vielleicht das von unserm gemeinschaftlichen Töplitzer Freunde erbetene Buch, dorthin abzusenden geneigt wären, und ob sie mir selbiges etwa zur Besorgung anvertrauen möchten?
Zugleich möchte ich Sie in einer meinen Freund Kleist und also auch mich sehr nahe angehenden Sache um Ihren gütigen Rath bitten. Durch die verweigerte Buchhandlungsconcession sind wir außer Stand gesetzt bedeutende Capitalsanerbietungen unsrer Freunde der Herren von Pfuel, von Carlowitz, und von Bissing zu acceptiren, da uns die Aussicht genommen ist irgend einen Vortheil aus diesen Geldern zu ziehn. – Unsre eigne Mittel reichen grade hin, die kostspielige Unternehmung des Phöbus durchzuführen, der vom nächsten Stück an durch den Antheil des Herrn Friedrich Schlegel und durch bereits ertheilte und noch ferner versprochene Beyträge der Frau von Stael noch größere Mannichfaltigkeit erhalten wird, und sich also vielleicht, besonders wenn auch Sie uns mit irgend einer Arbeit unterstützen möchten, allem ungünstigem Anscheine zum Trotz durchschlagen kann. Indeß sind wir außer Stande irgend ein anderweites Project durchzuführen. So nun wurde von uns die Herausgabe der vortreflichen Penthesilea unternommen, die in ihrer gegenwärtigen vollendeten Gestalt wohl jeden Tadler des im Phöbus mitgetheilten unzureichenden Fragments zum Schweigen bringen und gewiß Ihren Beyfall erhalten wird. Der Druk in 11 Bogen ist nächsten Donnerstag vollendet und dann wird Herr von Kleist persönlich die Ehre haben Ihnen ein Probeexemplar zu überreichen. Uns fehlt es an Mitteln und Connectionen die 750 fertigen Exemplare auch nur zu versenden und auch die Drukkosten zu übernehmen, wenn nicht der Phöbus darunter leiden soll. Deshalb ist Herr von Kleist entschlossen die ganze fertige Auflage für die Drukkosten von circa 180-200 Thalern zu verkaufen, und hat auch während meiner Abwesenheit Herrn Arnold eine desfalsige Offerte gemacht, bis jetzt aber noch keine Entscheidung erhalten.
Ew. Wohlgebohren sind zu inniger Freund und Beförderer alles Guten und Schönen, und Ihr literarischer Ruhm ist in Deutschland anerkannt: wie möchte ich also eine abschlägige Antwort befürchten, wenn es darauf ankommt ein Talent wie das des Herrn von Kleist, durch eine genialische Arbeit dem Vaterlande in vollerem Lichte bemerklich zu machen und wenn entweder durch Ihren Einfluß auf die Entschließung des Herrn Arnold, oder durch eine anderweite eindringliche Empfehlung dieses Werkes an irgend einen andern Buchhändler, so viel erreicht werden kann. Herr von Kleist thut Verzicht auf das Honorar und behält sich etwa 20 Exemplar zur Versendung an seine literarischen <429:> Freunde vor. Vielleicht würde ein deutscher Buchhändler auf solche Bedingungen den Handel eingehn können.
Hochachtungsvoll nenne ich mich
Ew Wohlgebohren
gehorsamsten
Adam H Müller

[ B ]

[ ]

Copyright © 2000 by Institut für Textkritik e. V., Heidelberg
Letzte Aktualisierung 22-Jan-2003
[ Webdesign: RR 2000 ]