| Georg
        Minde-Pouet, Kleists letzte Stunden. Teil 1: Das
        Akten-Material (Berlin: Weidmann 1925), 40
 Vernehmungsprotokoll M. L. Feilenhauer, Stimmings bei Potsdam,
        2. 12. 1811
 
 Hiernächst wurde auch das Haus Mädchen des p. Stimming, wie folgt dahin
        vernommen. Ich heiße M. L. Feilenhauer, bin 19 Jahr alt, luth.
        Religion, und bin als Hausmädchen im Dienst des Gastwirth Stimming.
 
  Z. S. Ich habe den am
        20.ten Novbr. c. Nachmittags hier eingetroffenen beiden Fremden
        aufgewartet, indem ich ihnen den verlangten Kaffee, und das Abendbrod gereicht. Ich habe
        dabey mit den beiden weiter nichts gesprochen, als daß ich ihre Befehle angehört. Am Donnerstag den 21. Novber. früh zwischen
        3 u. 4 Uhr mußte ich der fremden Dame auf ihr Verlangen Kaffe bringen, und fand
        sie in ihrem Zimmer, noch in derselben Kleidung, wie sie angekommen war, als ich aber um
        7 Uhr zum 2ten mahl Kaffee brachte, hatte sie sich anders angekleidet, und
        ich mußte ihr auf Verlangen beim Schnüren hülfreiche Hand leisten. Sie befand sich
        allein im Zimmer, hatte den zu dem Zimmer d. H. führenden Thür-Drücker
        herausgezogen, und als dieser anklopfte, äusserte sie bloß, daß sie sich seinetwegen genire.
        Weiter habe ich nichts mit ihr gesprochen, auch nicht gehört, was beide zusammen
        gesprochen haben. Da die Ehefrau des Tagelöhner Riebisch,
        nachdem sie jenen Fremden des Nachmittags Caffee nach dem Hügel an der Wann See gebracht
        hatte, hier vorbey geeilt kam, und mir, da ich eben zum Fenster hinaus sah, zu rief: 
  die Fremden hätten sich
        erschossen, so benachrichtigte ich hiervon M. Stimming und ging sodann hinter dem
        Tagelöhner Riebisch, der schon nach der Gegend hineilte ebenfalls nach dem Ort,
        wo die Leichname lagen. Ich sah beide in der, auf dem Hügel befindl. kleinen Grube
        sitzen, die Dame mit dem Ober Körper hinten über gesuncken, die Hände aber über dem
        Unterleib gefaltet. Die Mannsperson lag in einer halb knienden Stellung vor ihr, mit dem
        Kopf auf dem lincken Rand der Grube. Ein großes Pistol lag beiden zur Seite auf den Rand
        der Grube, ein kleines auf dem Tisch. Der Comp. ward das, von der verehl. Stimming
        übergebene grosse Pistol hierbey vorgehalten, worauf sie sagte: Ob dies eben dasselbe
        Pistol ist, welches bei der Grube gelegen, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, da ich
        dasselbe nicht so genau betrachtet habe; Uebrigens mußte ich mich gleich wieder
        entfernen, da mich Herr Stimming rief, und kann ich also auch weiter nichts zur
        Sache anführen. Meine Aussage ist der Wahrheit gemäß, und kann ich solche mit gutem
        Gewissen beschwören.
 prael. rath.  et  subs. 
      Feilenhauer 
 
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