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[ DOKUMENTE UND ZEUGNISSE ]

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Georg Minde-Pouet, Zu Heinrich von Kleist, in: Euphorion 4 (1897), 537-545; darin: 538f.

Kleists Militärzeit


In die „Rang und Quartier Liste der Officiere von dem Kgl. Preußischen 2. und 3. Bataillon Garde Nr. 15“, Juni 1792 ist als 5. Gefreiter Korporal eingetragen: Heinr. Bernt Wilhelm Dietrich von Kleist. Das Alter ist fälschlich mit 16 Jahren, als Vaterland die Mittelmark angegeben. Da die Listen von Monat zu Monat erschienen, und außerdem die Rubrik für die Dauer der Dienstzeit unausgefüllt geblieben ist, muß Kleist Juni 1792 in das Heer eingetreten sein. Der Vorname Dietrich findet sich nur in der ersten Liste vom Juni und verschwindet später, ist also wohl auf einen Irrtum des Ausstellers dieser Listen zurückzuführen. Die Rangliste vom Juli 1792 giebt richtiger, aber immer noch falsch, das Alter mit 14 Jahren 4 Monaten an. Bis zum Dezember 1792 gehen diese Listen weiter. Von da ab fehlen sie. Der Rheinfeldzug ist daran schuld. Diese Zeit ist ja überhaupt für Kleists Leben in Dunkel gehüllt. Ein Versuch, Licht hineinzubringen, bestände darin, die Geschichte des Regiments einzusehen, um auf diese Weise Genaueres über die Beteiligung des Regiments an den Kämpfen jener Tage zu erfahren. Hiermit wären dann eventuell die Angaben Fouqués in seinem Aufsatz: „Die drei Kleiste“ in der Zeitung für die elegante Welt vom 24. Dezember 1821 und in seiner militärischen Biographie des Generals Rüchel zu vergleichen. Ein paar Notizen über das Regiment während des Feldzuges geben schon die Akten der Geheimen Kriegskanzlei. Das Regiment stand bereits vor dem März 1793 in der Armee. Eine Rangliste vom 28. Januar 1794 nennt Frankfurt am Main als Kantonnementsquartier. Und in dieser Liste erscheint auch Kleist wieder. Er ist unterdessen avanciert; denn hier wird er geführt als 5. Portepee-Fähnrich. Das Datum des Patents lautet ebenfalls auf den 28. Januar 1794. Die Dauer der Dienstzeit ist, mit dem Juni 1792 als Diensteintritt genau übereinstimmend, auf 1 Jahr 7 Monate angegeben. Juli 1794 hatte sodann Kleists Korps nach Fouqués Bericht, bei Trippstadt in der bayerischen Pfalz einen Angriff der Franzosen abzuschlagen. Den 25. Februar 1795 war Kleist in Eschborn im nassauischen Amte Höchst. Von hier ist der erste uns erhaltene Brief an Ulrike datiert. Die hier ausgesprochene Hoffnung, der Schwester bald Nachricht von seinem Avancement schicken zu können, war berechtigt, wenn sie sich auch nicht sogleich erfüllte. Erst am 7. Mai 1795 wurde Kleist durch den Generalmajor und Kommandeur der beiden Bataillone von Roeder zum <539:> wirklichen Fähnrich vorgeschlagen. Das Regiment stand damals, wie aus diesem Schreiben hervorgeht, in der Komthurei Lage. Das Patent erhielt er am 14. Mai. Aus den Akten ist dann nur noch ersichtlich, daß das Regiment vor Juni 1796 wieder in Potsdam war.
Für die Beförderung Kleists zum Sekondelieutenant geben die Akten folgendes an die Hand. Der damalige Oberst und Kommandeur der beiden Bataillone Garde, Schwerin, teilt dem derzeitigen Direktor der Geheimen Kriegskanzlei in einem Schreiben vom 24. Februar 1797 unter anderen Beförderungen diejenige Kleists zum Sekondelieutenant mit. Kleist war also am 24. Februar bereits zum Sekondelieutenant vorgerückt. Ein am 7. März ausgefertigtes Patent zählt alle Veränderungen im Regiment seit dem 6. Februar auf, darunter die Beförderung Kleists. Er ist also in der Zeit vom 6. bis zum 24. Februar zum Sekondelieutenant avanciert.

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Letzte Aktualisierung 22-Jan-2003
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