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 Sigismund Rahmer, Heinrich von Kleist als Mensch und Dichter. Nach neuen
        Quellenforschungen (Berlin: Reimer 1909), 258-267 
         
        Ergänzungen und Berichtigungen zu den Kommentaren von Kleists Werken. Die
        Gedichte 
           
          IV. Kapitel 
         
        Ergänzungen und Berichtigungen zu den Kommentaren von Kleists Werken. 
         
        Ich stelle in den folgenden Abschnitten alles zusammen, was sich auf die Werke von
        Kleist bezieht, sofern es nicht in früheren Kapiteln bereits erwähnt ist. Dabei lasse
        ich alles das unberücksichtigt, was in andere Abhandlungen und besonders in die
        Kommentare der beiden kritischen Kleistausgaben bereits aufgenommen ist. Die Abkürzungen,
        die ich benutze, sind: Z.  Ausgabe von Zolling; Sch.  Ausgabe von
        Erich Schmidt u. a.; B. N.  Berlinische Nachrichten (Haude Spenersche
        Zeitung). 
         
        a) Die Gedichte 
         
        Die Gedichtsammlung bei Sch. ist lückenhaft. Es fehlen vollständig und sind auch in
        den Anmerkungen unerwähnt geblieben die drei Gedichte, welche Zolling in der Gegenwart
        veröffentlicht hat (1886 Nr. 26 S. 211-215) unter dem Titel: Drei ungedruckte
        Gedichte von Heinrich von Kleist. Die Gedichte, um die es sich handelt, sind, wie aus dem
        Aufsatze Zollings hervorgeht, verspätet in seine Hände gelangt und sind nachträglich
        nur in einem Teil der Z.-Ausgabe beigefügt worden. Die Gedichte haben die Überschrift
        An Kaiser Franz während der Friedensunterhandlungen, Vision
        (1809), das dritte ist Fragment, es fehlt der Anfang, voraussichtlich ist es an
        Erzherzog Karl gerichtet. Die Versuche, die drei Gedichte als nicht kleistisch abzulehnen,
        sind unberechtigt; äußere Gründe, die ich bald anführe, sprechen zweifellos dafür,
        daß die Gedichte unter Kleists <259:> Werke aufgenommen werden müssen. Die
        Bemühungen, den Besitzstand Kleistscher Werke zu vergrößern, werden bei Kleists
        Gedichten anknüpfen müssen, wie ja in der Tat auch die letzten Jahre einige kleine
        Errungenschaften auf diesem Gebiete gebracht haben. Vor allem muß die Frage
        interessieren, wo die patriotischen Lieder aus dem Jahre 1809 geblieben sind. Kleist hatte
        die Absicht, wie er schreibt, ein ganzes Buch patriotischer Gedichte zu veröffentlichen.
        Dabei mögen ihm die im gleichen Jahre erschienenen Lieder österreichischer
        Wehrmänner von Collin vorgeschwebt hatten, der, als er den Auftrag erhielt die
        Kriegslieder zu dichten, sich mit Kleist deswegen in Verbindung gesetzt zu haben scheint. 
           Die nächste Frage, wie die drei angeführten Gedichte
        in den Besitz Zollings gelangt sind, beantwortet er selbst dahin, daß er sie soeben
        (1886) aus dem Nachlasse Dahlmanns erhalten habe. Diese Angabe Zollings ist nicht korrekt.
        Zolling erhielt die Gedichte nicht direkt von der Familie Dahlmann, sondern er fand sie im
        Nachlaß W. v. Maltzahns, der sie bereits im Jahre 1876 von H. Dahlmann in
        Ehrenbreitstein, dem Sohne von Kleists Freunde, erhalten hatte. Auf seine Anfrage hatte
        H. Dahlmann drei Blätter geschickt, deren zwei Maltzahn genau kopiert und wohl einer
        größeren Veröffentlichung vorbehalten hatte. Auch in der Form ist alles der Vorlage
        getreu abgeschrieben. Von diesen drei Blättern enthält das erste auf der Vor- und
        Rückseite die acht Strophen der Vision. Das zweite Blatt hatte Dahlmann für
        Kleistisch gehalten, weil es mitten unter den anderen Gedichten (Fragment; an Kaiser
        Franz) auch das bereits von früher bekannte Gedicht Kleists An den Erzherzog
        Karl enthält. Maltzahn hat genau nach der Vorlage abgeschrieben. Die Vorderseite
        beginnt mit dem Fragment, dann folgt das Gedicht an den Erzherzog Karl (1. Strophe
        und erster Vers der zweiten Strophe), die Rückseite enthält den Rest des Gedichtes und
        dann das Gedicht an Kaiser Franz, halb so breit geschrieben wie bisher, so daß zwei
        Strophen nebeneinander stehen. Dieses Gedicht hat in der Vorlage nur
        fünf <260:> Strophen. Eine Strophe, die dritte bei Zolling, steht längs
        geschrieben auf der oberen Hälfte des Blattes neben dem Erzherzog-Karl-Gedichte. Es hat
        sehr viel für sich, daß diese seitlich gestellte Strophe an die ihm von Zolling
        zugewiesene Stelle gehört, aber wenn man aufmerksam liest, will es doch nicht recht
        hineinpassen. Jedenfalls verdient hervorgehoben zu werden, daß diese Placierung der
        dritten Strophe von Maltzahn-Zolling willkürlich resp. eigenmächtig ist. Im übrigen ist
        der Abdruck bei Zolling getreu nach der Vorlage. Das dritte Blatt aus Dahlmanns Nachlaß,
        von dem Maltzahn eine Kopie nicht anfertigte, ist die von mir schon früher
        (Kleist-Problem) erwähnte spanische Übersetzung, von der Dahlmanns Sohn wohl mit Recht
        annahm, daß sie von Kleist stammt. 
           Der nächste Weg, um weitere Kleistschätze zu heben
        oder doch wenigstens das Gedicht-Fragment zu ergänzen, schien ein erneutes Nachforschen
        in dem Nachlasse Dahlmanns, der offenbar mit den Geistesschätzen seines Freundes sehr
        leichtsinnig umgegangen war. Doch da Dahlmanns Sohn auf eine zweite dringliche Anfrage
        Maltzahns bestimmt angegeben hatte, daß außer den drei Blättern der Nachlaß nichts
        weiter enthält, erschien mir weiteres Nachforschen aussichtslos. Von der Voraussetzung
        ausgehend, daß die dem Kaiser und dem Erzherzog gewidmeten Gedichte diesen auch
        ausgehändigt worden sind, habe ich bei allen maßgebenden Archiven und Bibliotheken in
        Wien und Prag angefragt. Mit negativem Resultat; es scheint, daß in der großen
        Verwirrung jener Zeit die Gedichte nicht in die Hände der beteiligten Personen gelangt
        sind. 
           Die Gedichtkollektion ist neuerdings bereichert worden
        um das Rosensonett durch Steig, das wir ohne Zweifel Kleist zuschreiben müssen, wie ich
        oben (S. 118f.) ausgeführt habe. Ferner um die kleine Stammbucheintragung, die in
        dem Gesellschafter als Reliquie Kleists zuerst veröffentlicht worden ist, die
        ich unter dem Titel Ein vergessenes Gedicht Heinrichs von Kleist in der
        Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung <261:> (1906 Nr. 28) von neuem bekannt
        gegeben habe, und welche lautet: 
         
        O halte stets den Glauben 
        An Menschenwert Dir fest 
        Will ihn die Zeit Dir rauben, 
        Dann nimm den letzten Rest 
        Mit Dir in eine Öde 
        Und heg ihn dort so spröde, 
        Als ob, wenn er entweiche 
        Von dem, was an uns Leiche, 
        Der Geist sich selbst entläßt. 
         
        Endlich um den Stammbuchvers für Th. Körner, der im Boernerschen Auktionskatalog
        zuerst auftauchte, und welcher lautet: 
         
        Glück auf! Was in der Erde sprießet 
        Das Gold, das suchst Du auf. 
        Das, was Dein Herz, o Freund, verschließet 
        Vergißt Du nicht! Glück auf! 
            H. v. Kleist 
           Dreßden, Mai, 1808. 
         
        Woher stammt dieses Gedicht? Zweifellos aus dem im Körnermuseum zu Dresden befindlichen
        Stammbuch des jungen Theodor Körner  aus seiner späteren Zeit existiert ein
        zweites Stammbuch  über welches Zolling in der Gegenwart (Jahrgang
        1891 Nr. 39) eingehend berichtet hat. Zolling fällt es auf, daß gerade die
        hervorragendsten Persönlichkeiten, mit denen Körner in Berührung kam, in diesem
        Stammbuche fehlen. Es erklärt sich dies dadurch, daß aus dem Stammbuche 11 Blätter
        gewaltsam herausgerissen sind. Welche? und von wem? ist unbekannt. Eines dieser
        entwendeten Blätter enthält die oben angeführte Stammbucheintragung Kleists. 
           Zu der Ode auf den Wiedereinzug des Königs im Winter
        1809 bemerkt Z. (I. 11) daß von ihr höchst seltene Einzeldrucke aus den Jahren 1809
        und 1810 existieren. Sch. registriert diese Angabe Z.s, nennt sie aber unkontrolierbar.
        Die Angabe Z.s stützt sich auf folgendes: W. v. Maltzahn besaß in
        seiner <262:> Sammlung das Gedicht in Originalhandschrift und ferner den
        höchst seltenen Druck vom Jahre 1810; außerdem behauptet Maltzahn, den fast ganz
        unbekannten Druck vom Jahre 1809 gekannt zu haben\1\.
        Ich besitze eine Abschrift des Gedichtes von Maltzahn, auf der sich der Vermerk findet
        aus Radowitz. Der Text dieser Abschrift stimmt wörtlich überein mit dem bei
        Z. und Sch. Nur im folgenden weicht er ab: Die Strophen sind bezeichnet mit § 1
        bis 3. Die Überschrift lautet bei Maltzahn: 
         
        An den König von Preußen 
        Zur Feier seines Einzugs in Berlin im Frühjahr 1809 
        (wenn sie stattgehabt hätte) 
         
        Die Interpunktion, bei Z. völlig modernisiert, zeigt bei Sch. vielfach Kleistsche
        Eigenart, ist aber auch bei ihm nicht konsequent nach Kleistscher Manier durchgeführt. 
           Sehr erhebliche Abweichungen weisen die verschiedenen
        Handschriften und Drucke von Germania an ihre Kinder auf. Sch. druckt nach
        einer im Privatbesitz befindlichen von Kleist geschriebenen Vorlage. Auch ich besitze die
        sorgfältige Kopie einer die Originalhandschrift Kleists aufweisenden Vorlage. Die Vorlage
        besaß der Präsident von Kleist (Maria von Kleists Sohn) in Berlin. Die Abschrift stammt
        von der Hand W. von Maltzahns, datiert vom 1. September 1863. Meine Vorlage
        weist so erhebliche Abweichungen auf von den Drucken bei Z. und Sch. sowie auch von den
        bei Sch. angegebenen Lesarten, daß ich mich entschließe, das Gedicht in der mir
        vorliegenden authentischen Fassung hier abzudrucken. Ich bemerke noch, daß sich im
        Nachlaß Maltzahns auch eine Abschrift des Gedichtes An die Königin Luise
        findet, die wörtlich übereinstimmt mit der von Sch. abgedruckten Vorlage von Adolf
        v. Kleist. Wir können darnach die folgende Fassung der Germania mit
        demselben Recht als authentisch ansehen, wie die bei Sch. abgedruckte Fassung des
        Luisen-Gedichtes. <263:> 
         
        Germania an ihre Kinder. 
         
         § 1. 
        Die des Brockens Felsregionen, 
           Die des Elbstroms heitre Aun, 
        Die der Donau Strand bewohnen, 
           Die das Oderthal bebaun, 
        Aus des Rheines Laubensitzen, 
           Von dem duftgen Mittelmeer, 
        Von der Riesenberge Spitzen, 
           Von der Ost- und Nordsee her ! 
           Chor. 
        Horcht! Was für ein Ruf, ihr Brüder, 
        Hallt, dem Donner gleich, hernieder? 
           Stehst du auf, Germania? 
           Ist der Tag der Rache da? 
         
           § 2. 
        Deutsche, meiner Kinder Reigen, 
           Die, mit Schmerz und Lust geküßt, 
        In den Schooß mir kletternd steigen, 
           Die mein Mutterarm umschließt, 
        Meines Busens Schutz und Schirmer, 
           Unbesiegtes Marsenblut, 
        Enkel der Cohortenstürmer, 
           Römerüberwinderbrut! 
           Chor. 
        Zu den Waffen, zu den Waffen! 
        Was die Hände blindlings rafffen! 
           Mit der Keule, mit dem Stab, 
           Schlacht, in dein Gefild hinab! 
         
           § 3. 
        Wie der Schnee aus Felsenrissen: 
           Brausend, wie auf Alpenhöhn, 
        Unter Frühlings heißen Küssen, 
           Plötzlich auf die Gletscher gehn: 
        Katarakten stürzen nieder, 
           Es ersäuft der Wetterhahn, 
        Donnernd hallt der Himmel wieder, 
           Fluren sind ein Ocean : <264:> 
           Chor. 
        Also schmelzt, voran der Retter, 
        Rings herab im Freiheitswetter! 
           Schäumt, ein uferloses Meer, 
           Über diese Franken her! 
         
           § 4. 
        Hier der Kaufmann, der den Hügeln 
           Mit der Fracht entgegenzeucht, 
        Dort der Denker, der auf Flügeln 
           Durch das Land der Sterne streicht, 
        Schweißbedeckt das Volk der Schnitter, 
           Das die Fluren niedermäht, 
        Und vom Felsen dort der Ritter, 
           Der, ihr Cherub, auf ihm steht! 
           Chor. 
        Wer in unheilbaren Wunden 
        Dieser Fremden Hohn empfunden, 
           Brüder, wer ein deutscher Mann, 
           Schließe diesem Kampf sich an! 
         
           § 5. 
        Alles, was ihr Fuß betreten, 
           Färbt mit ihren Knochen weiß, 
        Welchen Rab und Fuchs verschmähten, 
           Gebet ihn den Fischen preis, 
        Dämmt den Rhein mit ihren Leichen, 
           Laßt, gestäuft von ihrem Bein, 
        Ihn um Pfalz und Trier weichen, 
           Und ihn dann die Gränze sein! 
           Chor. 
        Eine Jagdlust, wie wenn Schützen 
        Auf der Spur dem Wolfe sitzen! 
           Schlagt ihn todt! Das Weltgericht 
           Fragt euch nach den Gründen nicht! 
         
           § 6. 
        Nicht die Flur ists, die zertreten 
           Unter ihren Rossen sinkt, 
        Nicht der Mondstrahl in den Städten, 
           Der aus Thür und Fenstern
        blinkt, <265:> 
        Nicht das Weib, das mit Gewimmer 
           Ihrem Todeskuß erliegt, 
        Und zum Lohn, beim Morgenschimmer, 
           Auf den Schutt der Vorstadt fliegt: 
           Chor. 
        Das Geschehne sei vergessen; 
        Droben wird ein Richter messen. 
           Keinem nichtgen Erdengut 
           Flammt, an diesem Tag, das Blut! 
         
           § 7. 
        Rettung von dem Joch der Knechte, 
           Das, aus Eisenerz geprägt, 
        Eines Höllensohnes Rechte 
           Über unsern Nacken legt; 
        Schutz den Tempeln vor Verheerung, 
           Unsrer Fürsten heilgem Blut 
        Unterwerfung und Verehrung, 
           Gift und Dolch der Afterbrut. 
           Chor. 
        Frei auf deutschen Boden walten, 
        Laßt uns, nach dem Brauch der Alten, 
           Seines Seegens selbst uns freun, 
           Oder unser Grab ihn sein! 
         
        Die beiden Legenden nach Hans Sachs sind nach Z. im Jahre 1810 entstanden; er vermutet,
        daß Kleist das Original durch Achim von Arnim kennen lernte, der es in Prosa in seinem
        ebenfalls 1810 erschienenen Roman von der Gräfin Dolores aufnahm. Steig kommt in seiner
        Untersuchung zu demselben Ergebnis und sucht in den Legenden Anzüglichkeiten auf die
        politischen Verhältnisse. Seine Auffassung macht sich Sch. zueigen. Es ist sehr
        auffallend, daß F. Eichler in seinem Nachleben des Hans Sachs (1904) im
        Gegensatz zu den Kleistforschern behauptet, daß Kleists Legenden nach Hans Sachs aus dem
        Jahre 1808 oder 1809 (also aus Kleists Dresdener Periode) stammen. Eichler stellt diese
        Behauptung auf, ohne sie zu begründen und ohne jeden Zusatz. <266:> 
           Mir erscheint die ganze Untersuchung, ob und von welcher
        Seite Kleist die Anregung zu den Legenden erhielt, sehr überflüssig und zwecklos. Nach
        den Bemühungen Goethes und Wielands war Sachs sehr aktuell und beim Lesepublikum sehr
        beliebt\1\; schon aus diesen Gründen könnte
        Kleist, ebenso wie er seinen Lesern gern Anekdoten bot, die Legenden nach Hans Sachs
        gebracht haben. Weiter kann ja ein Mensch auch von selbst die Sonne finden; auch ohne
        äußere Anregung könnte ja Arnim und unabhängig von ihm Kleist eine Vorliebe für den
        Meistersinger gefaßt haben. Wenn man aber schon an eine äußere Anregung mit Zolling und
        Steig denken will, so muß mit besonderem Nachdruck hingewiesen werden auf das Eintreten
        Adam Müllers für Hans Sachs. Es ist merkwürdig genug, daß nicht bloß die
        Kleistforschung, sondern auch solche Spezialuntersuchungen wie die von Eichler und Kayka
        (Kleist und die Romantik) diese Seite im Wirken Adam Müllers vollständig unbeachtet
        gelassen haben. Die im Winter 1806 zu Dresden gehaltenen Vorträge hat Adam Müller als
        Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur herausgegeben. Die
        zehnte Vorlesung ist hauptsächlich Hans Sachs gewidmet, dessen poetische Verdienste er
        ausführlich würdigt. Er rühmt die kräftige Deutschheit des vaterländischen
        Meistersängers, seine Rechtlichkeit und Christlichkeit, sein treues Beharren in
        altväterlicher Zucht und Tugend, seine Gemeinnützigkeit und echte Popularität; er hebt
        hervor, daß jeder Tag seines Lebens mit irgend einem großgedachten und
        tiefempfundenen Werke bezeichnet war, das, aus der unmittelbaren Gegenwart, den
        Zeitläuften und der nächsten Umgebung entspringend, so- <267:> gleich wieder
        ersprießlich zurückfloß in das Herz der gleichgesinnten Mitbürger und der frommen,
        genügsamen, kunstbeflissenen Nation. Will man an eine äußere Anregung denken, so
        wird man sie bei Adam Müller suchen müssen. Übrigens hat auch die Hendel-Schütz, mit
        der ja zweifellos Kleist in Dresden verkehrte, schon vor der Veröffentlichung in den
        Abendblättern die Sanct-Peter-Legende auf ihrem Programm gehabt. In einer Kritik ihres
        Leipziger Auftretens rühmt Dyk den Vortrag des Gedichtes Gott und die
        Bajadere, welchem die Legende Sanct Peter folgte, die sie womöglich noch
        vollkommener rezitierte. 
           Alles weist darauf hin, daß die Behauptung Eichlers zu
        Recht besteht, daß Kleist durch Adam Müller angeregt, unabhängig von Arnim, schon
        während seines Dresdener Aufenthaltes die Legenden nach Hans Sachs gedichtet hat, die er
        dann als einen beliebten Lesestoff in die Abendblätter hineinrückte. 
           
          \1\ Aus einem Briefe
        v. Maltzahns. 
        \1\ Ich erwähne hier, daß
        F. J. Bertuch Proben aus des alten teutschen Meistersängers Hans Sachsens
        Werken, zu Behuf einer neuen Ausgabe derselben ausgestattet, Weimar bei Carl Ludolf
        Hoffmann 1778, mit einem Kupfer von G. M. Kraus veröffentlicht hat. Hier
        findet sich S. 17-18: V Sanct Peter mit dem faulen Bauernknecht. 
          Anno
        domini 1557 am 16. Tag Sept. 
           
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