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[ DOKUMENTE UND ZEUGNISSE ]

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Reinhold Steig, Heinrich von Kleist’s Berliner Kämpfe (Berlin, Stuttgart: Spemann 1901), 376f.

22. Anekdote (vom starken Jonas).


Steht im 62. Abendblatt, vom 11. December 1810. Mit einem großen Z unterzeichnet. Sie lautet: <377:>

Anekdote.
Ein mecklenburgischer Landmann, Namens Jonas, war seiner Leibesstärke wegen, im ganzen Lande bekannt.
Ein Thüringer, der in die Gegend gerieth, und von jenem mit Ruhm sprechen hörte, nahm sichs vor sich mit ihm zu versuchen.
Als der Thüringer vor das Haus kam, sah er vom Pferde über die Mauer hinweg auf dem Hofe einen Mann Holz spalten und fragte diesen: ob hier der starke Jonas wohne? erhielt aber keine Antwort.
So stieg er vom Pferde, öffnete die Pforte, führte das Pferd herein, und band es an die Mauer.
Hier eröffnete der Thüringer seine Absicht, sich mit dem starken Jonas zu messen.
Jonas ergriff den Thüringer, warf ihn sofort über die Mauer zurück, und nahm seine Arbeit wieder vor.
Nach einer halben Stunde rief der Thüringer, jenseits der Mauer: Jonas! – Nun was giebts? anwortete dieser.
Lieber Jonas, sagte der Thüringer: sei so gut und schmeiß mir einmal auch mein Pferd wieder herüber.

Die Anekdote ist für Kleist zu gutmüthig-ungepfeffert. Sie zeigt auch zu wenig seinen Stil. Viel eher scheint sie, nach dem Localpatriotismus den sie übt, von einem Mecklenburger herzurühren, an denen ja in Kleist’s Umgebung kein Mangel war.

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Letzte Aktualisierung 06-Feb-2003
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