BKA-Brandenburger Kleist-Ausgabe Start Übersicht Suchen Kontakt Andere interessante Websites Institut für Textkritik e. V.

[ DOKUMENTE UND ZEUGNISSE ]

[ ]

W

Hermann F. Weiss, Neuentdeckte Phöbus-Spuren, in: ZfdPh 108 (1989), 162-179; darin: 167f.

Karl August Böttiger, Januar 1808


Es ist fast kein bedeutender Ort im nördlichen Deutschland, wo nicht mit diesem Jahr 1808 ein neues Journal erscheint oder doch erscheinen soll. In Berlin erscheint außer der Fortsetzung des Freimüthigen durch H. v. Kotzebue und A. Kuhn\33\ auch noch <168:> Teutona von Prof. Schütz\34\, Sohn des verdienstvollen Herausgebers der Alg. Lit. Zeitung in Halle\35\, und außerdem ein doppeltes Echo gegen den Anruf der Feuerbrände\36\, die Feuerschirme bei Maurer\37\ und die Lichtstralen bei Sander.\38\ Letztere erregen durch das erste Stück, wo treffliche Beiträge zum Bericht eines Augenzeugen\39\ und Proben aus Schummels Vorlesungen\40\ und einem neuen Werk über Preußens Zustand vor dem 14 October von Friedrich Bucholz\41\ vorkommen, gegründet Erwartung. Außerdem erscheint auch noch durch die zwei großen Altphilologen Wolf und Buttmann ein Museum der Alterthumswissenschaft in der Realschulbuchhandlung, wovon das erste Stück, worin Wolf die ganze Alterthumskunde zuerst als Wissenschaft zu begründen sucht, zu nicht gemeinen Erwartungen berechtigt.\42\ In Dresden, wo aus vielen Gründen weit mehr gelesen als geschrieben wird, geben zwei dort privatisirende Männer, Heinrich von Kleist und Adam Müller ein Journal in Monatsheften heraus, das für die Kunst bestimmt den Titel Phöbus führt. Ein bemittelter Freund kritischer Prüfung und höherer Kunstansicht giebt die Fonds dazu\43\, da dieß Journal auf Kosten der Herausgeber erscheint. Es soll, damit die dazu gehörigen Kupfer nicht gebrochen werden dürfen, sehr splendid in Quart gedruckt werden. Der Jahrgang kostet im Subscriptionspreiß 10 Thaler, die beim Empfang des Februar-Heftes entrichtet werden sollen.

\33\ Ab Jahrg. 5 war Friedrich August Kuhn (1784-1829) Mitherausgeber des Freimüthigen.
\34\ Die Allg. Literatur-Zeitung vom 19. XII. 1807 enthält eine auf November 1807 datierte Ankündigung der von Friedrich Karl Julius Schütz (1779-1844) herausgegebenen Zeitschrift Teutona, die aber wegen Schwierigkeiten mit dem Verleger bald wieder einging. Am 21. II. 1808 schreibt C. Bertuch an Böttiger: „Die Teutona ist wegen Insolvenz von Oehmigke [Berliner Verleger] wieder geschloßen.“ (SLB Dresden, Böttiger-Nachlaß.)
\35\ Christian Gottfried Schütz (1747-1832), Altphilologe in Halle.
\36\ Gemeint sind die von Friedrich von Cölln (1766-1820) herausgegebenen Neuen Feuerbrände. Marginalien zu der Schrift: Vertraute Briefe über die innern Verhältnisse am Preußischen Hofe seit dem Tode Friedrich II. 6 Bde., Amsterdam u. Coelln 1807-1808. Ausführliche Rezension der H. 1-12 in der Jenaischen Allg. Literatur-Zeitung, 7. - 9. VI. 1808.
\37\ Feuerschirme (Nebentitel: Das Vaterland). Beiträge zu einer Geschichte der Zeit, 6 H., hg. v. F. W. Gubitz. Berlin 1807-1809.
\38\ Lichtstrahlen. Beiträge zur Geschichte der Jahre 1805, 1806, und 1807. Der 1. Bd. der von Christian v. Massenbach anonym herausgegebenen Reihe erschien 1807.
\39\ Aufschlüsse über den Preussischen Feldzug im October 1806. (Antikritik einer in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung abgedruckten Recension des Buches: Bericht eines Augenzeugen von eben diesem Feldzuge.) In: Lichtstrahlen, H. 1, S. 8-60. Vgl. Kleists Hinweis auf die Kontroverse um Rühles Bericht eines Augenzeugen in seinem Brief an diesen vom 14. VIII. 1807 (II, 789).
\40\ Vorlesungen über den dritten Coalitions-Krieg. I und II. In: ebd., S. 81-115.
\41\ Der Edelmann im Preussischen Staate, als Gutsbesitzer. In: ebd., S. 163-182. Es handelt sich um einen Vorabdruck aus Paul Ferdinand Friedrich Buchholz’ (1768-1843) Werk Gemälde des gesellschaftlichen Zustandes im Königreich Preussen, bis zum 14. October des Jahres 1806. Berlin 1808.
\42\ Museum der Alterthumswissenschaft, hg. v. Friedrich August Wolf u. Philipp Buttmann. 2 Bde., Berlin 1808-1811. Goethe dankte Wolf am 16. XII. 1807 für das 1. Heft.
\43\ Im Brief an Ulrike vom 17. XII. 1807 erwähnt Kleist Rühle und Pfuel als Geldgeber (II, 798).

[ W ]

[ ]

Copyright © 2000 by Institut für Textkritik e. V., Heidelberg
Letzte Aktualisierung 22-Jan-2003
[ Webdesign: RR 2000 ]